Montag, 9. November 2020

Darius the Great Is Not Okay von Adib Khorram - Review

"`Everyone wants you here. We have a saying in Farsi. It translates `your place was empty.` We say it when we miss somebody.` I sniffed. `Your place was empty before. But this is your family. You belong here.`" - Adib Khorram

Zum Buch

Titel: Darius the Great Is Not Okay

Autor: Adib Khorram

Verlag: Dial Books

Umfang: 316 Seiten (Hardcover)

Inhalt

Darius weiß mehr über die Gepflogenheiten von Hobbits als über persische Traditionen. Doch sein erster Besuch im Iran wird sein Leben verändern. Der depressive Teenager ist sich sicher, dass er dort genauso wenig dazugehören wird wie in den USA. Doch dann trifft er den Nachbarsjungen Sohrab. Von nun an verbringen sie die Tage gemeinsam, essen Faloodeh oder reden stundenlang an ihrem Rückzugsort über den Dächern von Yazd. Gemeinsam mit Sohrab lernt Darius nicht nur die persische Kultur besser kennen, sondern vor allem sich selbst.

Meine Meinung

Trigger-Warnung: Depressionen

Ich habe dieses Buch geliebt. Adib Khorram hat verschiedenste schwierige Themen ineinander verflochten und eine wunderschöne Geschichte geschrieben. 

Darius hat Depressionen. In der Schule fühlt er sich nicht zugehörig und manche seiner Klassenkameraden geben sich alle Mühe ihn auszuschliessen. Seine Mutter kommt aus dem Iran und er hat in Amerika stets das Gefühl "zu wenig amerikanisch" zu sein. Als sein Grossvater schwer erkrankt, beschliessen Darius` Eltern, dass es an der Zeit ist, dass Darius und seine kleine Schwester Laleh das Land und die Menschen kennenlernen, von denen sie abstammen. Doch bereits bei der Ankunft merkt Darius, dass er auch im Iran nicht wirklich dazugehört. Denn während er in Amerika "zu persisch" ist, scheint er hier "zu wenig persisch" zu sein. 

Darius` Schwierigkeiten seine Identität zu entdecken und akzeptieren, werden von Khorram sehr einfühlsam geschildert. Es gibt nie wirklich die eine grosse Szene, die das Fass zum überlaufen bringt. Stattdessen bildet sich das Problem immer mehr auf. Mit jeder kleinen Bemerkung, mit jedem Gespräch, an dem Darius nicht teilnehmen kann, weil er kein Farsi spricht. 

Besonders interessant fand ich auch die Beziehung zwischen Darius und Laleh. Darius ist ein sehr liebevoller und guter grosser Bruder. Man merkt schon früh im Buch, dass er alles für seine Schwester tun würde. Doch es gibt auch ein Element der Spannung, denn Laleh wurde von den Eltern zweisprachig aufgezogen und kann sich deshalb fliessend auf Farsi verständigen, während Darius nur wenige Wörter und Sätze kennt. Er hat deshalb das Gefühl, dass Laleh sehr viel persischer sei als er, was seinerseits zu Eifersucht führt. Ich fand es toll, wurde einerseits eine sehr schöne Geschwisterbeziehung gezeigt, die aber andererseits auch ihre schwierigen Seiten hat. 

Eine der grossen Stärken des Buches ist definitiv, wie stark es Leser*innen in eine andere Welt transportiert. Ich weiss absolut gar nichts über die persische Kultur und Khorram hat es geschafft mir diese spannende Kultur ein wenig näher zu bringen. Dies tut er, indem zum einen vereinzelte Worte auf Farsi eingebaut werden und indem Darius` Familie persische Feste feiern. Es war toll zu lesen, wie und warum gewisse Feste gefeiert werden und besonders toll fand ich die Stellen, an denen er das Essen beschreibt. Wenn man diese Geschichte liest, hat man danach auf jeden Fall Hunger. Ständig werden Gerichte beschrieben, von denen ich noch nie zuvor gehört habe und auch die Wissenschaft des Tees wurde ausführlich erklärt. Khorrams Beschreibungen der Stadt Yazd und den verschiedenen kulturellen Stätten, die im Laufe der Geschichte besucht werden, waren sehr lebhaft und ich hatte stets ein ganz genaues Bild vor Augen.

Ein grosses Thema sind Depressionen. Sowohl Darius als auch sein Vater sind klinisch depressiv und nehmen Antidepressiva. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ist aus verschiedenen Gründen sehr angespannt. Einer davon ist, dass sie nie miteinander reden können. Die einzige Zeit, die sie miteinander verbringen, findet in der Familie oder vor dem Fernseher statt. Darius hat das Gefühl, dass sein Vater stets von ihm enttäuscht ist und dass er nichts richtig machen kann. Die Beziehung zwischen ihnen wurde sehr nuanciert dargestellt und als Leser*in bekommt man ein sehr detailreiches Bild dieser schwierigen Beziehung. 

Auch wichtig ist im Buch das Thema Freundschaft. Zuhause hat Darius fast keine Freunde. In der Schule ist er unbeliebt und es fällt ihm schwer, Menschen zu treffen. Doch als er im Iran ankommt, freundet er sich fast augenblicklich mit Sohrab an, einem Jungen, der in der gleichen Strasse wohnt wie Darius` Grosseltern. Die Freundschaft, die sich zwischen den beiden entwickelt, ist sehr berührend und schön. Es war toll eine Freundschaft zwischen zwei männlichen Charakteren zu sehen, in der Körperkontakt und Gefühle ganz normal waren. Viel zu oft gibt es nur die Art von Freundschaft, die ich jetzt mal als Broschaft bezeichnen würde, in der man nur über Sport und Mädchen und Partys reden kann und zu sehen, wie Darius und Sohrab miteinander umgehen, war wirklich sehr schön.

Der einzige Punkt, den ich ansatzweise kritisieren kann und möchte, ist Darius` sehr präsente Schlüsselwörter. In vielen Büchern gibt es bestimmte Wörter oder ganze Sätze, die von Charakteren immer wiederholt werden. Das war hier auch so. Meiner Meinung nach hat es Khorram aber ein bisschen übertrieben. Es gibt kaum ein Gespräch im Buch, in welchem Darius nicht mindestens einmal "Um" sagt. Einerseits hilft es natürlich zu zeigen, dass er sehr schüchtern und unsicher ist. Andererseits kam das Wort für meinen Geschmack dann doch ein bisschen zu oft vor. Abgesehen davon kann ich aber beim besten Willen keinen Kritikpunkt finden. Dieses Buch war einfach nur wunderschön von der Geschichte über die Charakteren bis hin zum Cover. 

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