via Vogue |
Eine Nachricht, die anfangs Woche grosse Wellen schlug, war die Ankündigung, dass Harry Styles in der Dezemberausgabe der Vogue als erster Mann alleine das Cover zieren würde. Auch die begleitenden Fotos wurden von dem Modemagazin gepostet. Zu sehen ist Styles in verschiedenen Outfits, darunter auch Kleidern und Röcken. Die einen feierten die Bilder und die genderneutrale Kleidung – andere sahen darin das Ende der Männlichkeit und der Welt im Gesamten.
Die extrem konservative Autorin Candace Owens schrieb auf Twitter, dass keine Gesellschaft ohne starke Männer überleben könne und rief dazu auf «männliche Männer» zurückzubringen. Diese Aussagen sind sexistisch und schlicht falsch. Denn schlussendlich handelt es sich bei einem Kleid um ein Stück Stoff – nicht um ein Bekenntnis von Männlichkeit oder Weiblichkeit.Harry Styles hat geschafft, was kein Mann vor ihm geschafft
hat. Zwar wurden auch schon Männer auf dem Cover der Vogue gezeigt, doch sie wurden
stets mit anderen Personen zusammen abgelichtet. Dieses Einzelcover ist also ein
Riesenerfolg. Dass dabei auf unkonventionelle Mode und individuellen Ausdruck
von Style gesetzt wird, macht das Ganze umso aufregender. Historisch gesehen sind
Styles` Outfits nichts Spezielles. Schon vor hunderten Jahren trugen Adlige Männer
lange Roben, Perücken und Makeup. Rüschen und Röcke waren nichts Aussergewöhnliches.
Erst in neueren Zeiten wurde das Kleid auf einmal als weiblich und die Hose als
männlich angesehen. Nun tragen heutzutage die meisten Frauen wahrscheinlich
öfters Hose als Rock. Warum sollten da die Männer auf Kleider verzichten müssen?
Die eher feminin konnotierte Ausdrucksweise von Harry Styles
ist auch in der Musikbranche nichts Neues. Aktuelle Stars wie Styles oder auch
Conan Gray, die mit dem Genderausdruck spielerisch umgehen, haben das Rad nicht
neu erfunden. Zahlreiche Musiker wie Prince, David Bowie, Freddie Mercury oder
auch Elton John präsentierten schon vor Jahren Outfits, die für die ein oder
andere hochgezogene Augenbraue gesorgt haben dürften. Wieso also sorgt ein Mann
in einem Rock auch heute noch für einen solchen Aufschrei?
Während Styles von vielen Seiten Zuspruch und Applaus
bekommt, gibt es auch die entschiedenen Gegner*innen wie Candace Owens. Sie sehen
in Männern, die sich nicht mehr dem hypermännlichen Bild eines starken Typens in
Hosen, der Fussball und Bier mag, beugen, den Untergang der Gesellschaft. Sie
denken, dieser «Verlust der Männlichkeit» sei ein Problem. Dabei steht diese
Veränderung für mehr Freiheit und mehr Möglichkeiten, sich selber auszudrücken.
Ein Mann in einem Rock ist keine Bedrohung. Ein Mann in einem Rock ist ein
Mensch, der Freude an Mode hat und sich nicht von erfundenen Regeln einengen
lassen will.
Unter dem heutigen Bild von Männlichkeit leiden sowohl
Männer als auch Frauen. Denn es ist in vielen Aspekten kein gesundes Bild.
Männer dürfen weinen. Männer dürfen Gefühle haben und diese zeigen. Männer
dürfen «feminine» Dinge mögen. Männer dürfen Röcke tragen. Es sollte jedem
Menschen selbst überlassen sein, wie und ob er oder sie sich ausdrücken möchte.
Regeln, die aufgrund des Geschlechts über uns bestimmen sollen, nutzen
niemandem etwas. Im Gegenteil: sie schränken uns ein und sorgen dafür, dass wir
uns alle in eine vorbestimmte Form zwängen müssen. Ob wir in diese reinpassen
oder nicht, ist offenbar egal.
via Vogue |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen