"You might be looking for reasons but there are no reasons. The sun stopped shining for me is all. The whole story is: I am sad. I am sad all the time and the sadness is so heavy that I can`t get away from it. Not ever." - Nina LaCour
Zum Buch
Titel: Hold Still
Autor*in: Nina LaCour
Verlag: Dutton Books
Umfang: 230 Seiten (Hardcover)
Inhalt
Das Tagebuch der besten Freundin ist tabu. Es sei denn, die Freundin hat sich das Leben genommen und das Büchlein unter deinem Bett versteckt. Dann musst du es lesen. Verstörend, hoffnungsleer und voller Sehnsucht - ein Abschied in Skizzen und kurzen Briefen. Ein Abschied vom Leben. Du bleibst allein zurück, allein mit deiner Trauer und dem Unverständnis für die Entscheidung deiner Freundin. Doch du hättest sie nicht retten können. Und du kannst lernen, wieder nach vorn zu sehen. So wie Caitlin.
Meine Meinung
Trigger Warnung: Suizid, Depressionen
Nina LaCour schafft es einfach immer wieder. "Hold Still" ist das dritte Buch von ihr, das ich gelesen habe und bisher liebte ich jede Geschichte. "Hold Still" ist ein ruhiges Buch, das ganz leise eine Geschichte erzählt, die einem das Herz bricht und gleichzeitig die Stücke aufsammelt und wieder zusammenbringt.
Caitlin, die Protagonistin, hat ihre beste Freundin Ingrid verloren. Ingrid hat sich das Leben genommen und Caitlin zurückgelassen. Es war seltsam, ich hatte während dem Lesen gleichzeitig das Gefühl, Caitlin komplett zu kennen und ihr auch nicht wirklich nahe zu sein. Worüber ich ganz froh war. Denn einerseits kommt man ihr als Leser*in nahe genug, um wirklich mitfühlen zu können. Andererseits wird man nicht komplett zerstört.
Wir folgen Caitlin durch das wohl schwerste Jahr ihres Lebens. Das Buch beginnt kurz nach Ingrids Tod mit einem kurzen Teil, in dem Caitlin mit ihren Eltern wegfährt, um wegzukommen von allem, was passiert ist. Es ist eine schwierige Zeit, doch sie schafft es auch, alles ein wenig von sich wegzuschieben. Und dann fängt die Schule wieder an und das Geschehene kommt mit voller Kraft zurück.
Ganz unaufgeregt erzählt LaCour von der Rückkehr in den Alltag, von den Coping Mechanismen, die Caitlin für sich findet und die ihren Tagen so etwas wie Struktur geben. Und sie erzählt auch von vorsichtigen neuen Freundschaften und Gefühlen, die sich langsam und zögerlich entwickeln. Für mich waren diese Beziehungen die grösste Stärke des Buches. Denn einerseits ist es natürlich schön, zu sehen, wie Caitlin wieder Freunde und sogar Liebe findet, andererseits zeigt LaCour auch sehr deutlich, wie schwierig es sein kann, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Caitlin ist ständig hin- und hergerissen zwischen tollen neuen Erlebnissen und dem schlechten Gewissen, das sie fühlt, weil sie denkt, dass sie Ingrid irgendwie betrügt, wenn sie wieder lacht und sich mit neuen Leuten trifft.
Sehr gut fand ich auch LaCours Umgang mit Ingrids Tod. Der Suizid wird zwar mehrmals explizit thematisiert aber nicht in einem Umfang, der zu weit gegangen wäre. Allgemein wird mit Ingrid sehr respektvoll umgegangen. Als Leser*in erhalten wir Einblick in ihr Tagebuch, in dem sie Gedanken und Träume festhielt und die zeigen, wie es für sie immer schwieriger wird, durchs Leben zu gehen. Am Anfang dieses Posts habe ich meine Lieblingsstelle des Buches zitiert. Es ist aus dem letzten Tagebucheintrag Ingrids. LaCour hat sich entschieden einen Charakter zu nehmen, der zeigt, dass Depressionen und Suizidgedanken nicht immer einen "offensichtlichen Grund" haben müssen. Depressionen sind eine Krankheit, die jede*n treffen kann. Ich finde es wichtig, dass in einem Buch eine Person gezeigt wird, die eben gerade nicht explizite Gründe für ihre Krankheit auflisten kann. Diese Repräsentation ist meiner Meinung nach sehr wichtig.
Insgesamt konnte mich das Buch komplett überzeugen. Besonders gegen Ende wurde die Geschichte sehr stark. Die Ausgabe, die ich habe ist zudem auch sehr schön gestaltet mit einem tollen Cover und vereinzelten Illustrationen. Am Ende des Buches gibt es auch noch eine Erklärung der Autorin, in der sie erzählt, weshalb sie diese Geschichte geschrieben hat. Ich kann das Buch auf jeden Fall nur empfehlen!
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