Sonntag, 28. Februar 2021

The Miseducation of Cameron Post von Emily M. Danforth - Review

“Everything was heightened the way it always is when summer is slipping away to fall, and you're younger than eighteen, and all you can do is suck your cherry Icee and let the chlorine sting your nose, all the way up into the pockets behind your eyes, and snap your towel at the pretty girl with the sunburn, and hope to do it all again come June.” - Emily M. Danforth

Zum Buch

Titel: The Miseducation of Cameron Post

Autor*in: Emily M. Danforth

Verlag: Balzer + Bray

Umfang: 470 Seiten (Paperback)

Inhalt

Als Cameron Post erfährt, dass ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind, fühlt sie als erstes Erleichterung. Erleichterung, weil sie nun nie erfahren würden, dass sie wenige Stunden zuvor ein Mädchen geküsst hat. 

Von nun an lebt sie mit ihrer konservativen Tante und ihrer Grossmutter in ihrer kleinen Stadt im ländlichen Montana. Ihre Sexualität versteckt sie. Bis sie eine intensive Freundschaft mit der schönen Coley Taylor anfängt. 

Camerons Tante ist geschockt, als sie vom Geheimnis ihrer Nichte erfährt und schickt sie kurzerhand in eine Schule, die sie "heilen" soll. 

Meine Meinung

Zum ersten Mal habe ich "The Miseducation of Cameron Post" im Mai 2019 gelesen, als ich in der heissen Sonne Spaniens lag. Nun habe ich das Buch erneut gelesen, dieses Mal in der schneebedeckten Kälte der Schweiz. Beide Male hat es mich begeistert und beide Male hatte ich das Gefühl, es müsse Sommer sein. 

Dieses Buch ist schwierig. Es ist schwierig, weil es so echt und ehrlich daherkommt. Cameron ist kein perfekter Charakter. Cameron hat schlechte Eigenschaften. Sie macht Fehler. Sie ist kein Charakter, den man ganz einfach ins Herz schliessen kann. Aber gerade weil sie so echt ist, gerade weil sie ihre Fehler hat, dringt ihre Geschichte noch viel tiefer ins Herz ein. 

Ich liebe Danforths Schreibstil in diesem Buch. Viele finden, das Tempo sei zu langsam, doch ich finde, zu dieser Geschichte passt diese Langsamkeit, dieses Zähe. Man kämpft sich Seite an Seite mit Cameron durch die klebrigen, heissen Sommer Montanas. Man spürt regelrecht die Sonne, die auf der Haut brennt und den heissen Asphalt unter den schmelzenden Flip Flops. Es braucht nur wenig Fantasie, um den Schweiss zu spüren, der gemächlich den Rücken runtertropft. Das Tempo ist langsam, doch es passt, denn auch die Sommer, die Cameron erlebt, sind langsam. 

Durch den Schreibstil taucht man tief in diese Welt ein. Danforth zeichnet lebhafte Bilder. Während des Lesens hatte ich stets einen Film im Kopf. Einen Film mit detailreichen und oft schönen Bildern. Das ist eine der Stärken des Buches. 

Der Plot an sich ist lange äusserst träge. Man wächst sozusagen zusammen mit Cameron auf. Man entdeckt mit ihr ihre Sexualität. Man durchlebt mit ihr erste Erfahrungen, erste Crushes, erste Enttäuschungen. Und man erlebt mit ihr diese grosse stürmische Liebe für Coley Taylor, diese grosse stürmische Liebe, die ihr Untergang sein wird. Denn dass das Ganze kein gutes Ende nehmen kann, ist von Anfang an klar. Und doch. Und doch hofft man mit Cameron. Und doch fühlt sich ihre gemeinsame Geschichte ein kleines bisschen magisch an. 

Eine meiner absoluten Lieblingsszenen des ganzen Buches ist eine weitere dieser sich langsam entwickelnden Situationen. Danforth malt Wort für Wort, Strich für Strich das Bühnenbild. Eine Farm mitten in Montana. Weite Felder, grasende Kühe. Ein Traktor, zwei angetrunkene Mädchen. Die Sonne, die den Himmel langsam in einen Vorhang aus Pfirsich- und Erdbeereis-Tönen verwandelt. Die Musik von Tom Petty in den Ohren, das Brummen des Motors. Ganz langsam wird man in diesen Moment geführt, von dem man genau weiss, wohin er führen wird, wohin er führen muss. 

"The Miseducation of Cameron Post" erzählt keine schöne Geschichte. Es ist ein trauriges Buch, ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Die Geschichte kann für Personen aus der LGBTQ+ Community triggernd sein, denn das angesprochene Thema ist natürlich sehr schlimm und viele Szenen sind hart zu lesen. Und trotzdem hat es Danforth in meinen Augen geschafft dieser an sich hässlichen Geschichte ein bisschen Schönheit abzugewinnen. 

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