"I`m grieving for me. I`m grieving for the me I was before I met you. The me who trusted people. The me who trusted that love was a good thing. The me who had friends and a life, and was respected for being true to herself. That girl is gone. You killed her. I`m starting to grow her back, of course, but she will never be the same." - Holly Bourne
Zum Buch
Titel: The Places I`ve Cried in Public
Autorin: Holly Bourne
Verlag: Usborne Publishing
Umfang: 361 Seiten (Paperback)
Inhalt
Amelie hat Reese geliebt. Und sie hat gedacht, dass er auch sie liebte. Aber langsam fängt sie an zu realisieren, dass Liebe nicht so schmerzen sollte. Darum besucht sie noch einmal alle Orte, an denen er sie zum weinen gebracht hat. Denn wenn sie herausfinden kann, was falsch gelaufen ist, kann sie ihn vielleicht endlich vergessen.
Meine Meinung
Ich kannte bisher erst ein Buch von Holly Bourne, obwohl sie schon eine ganze Menge Geschichten geschrieben hat. Da ich aber sehr viel Gutes über "The Places" gehört habe, war ich sehr gespannt auf die Geschichte. Und ich war positiv überrascht. Das Buch hat sehr viel mehr Tiefgang, als ich erwartet hätte und ist unheimlich wichtig. Bevor aber meine Rezension kommt, hier eine Trigger Warnung!
Trigger Warnung: psychische Misshandlung, Vergewaltigung
Amelies Geschichte beginnt mit dem Umzug ihrer Familie, bei dem sie ihre Freunde, ihr Leben und Alfie, ihren Freund, zurücklassen muss. Alfie und sie entscheiden sich gegen eine Fernbeziehung und machen stattdessen einen Pakt: Sie sind nicht aneinander gebunden, werden aber in zwei Jahren gemeinsam zu studieren beginnen.
In ihrer neuen Heimat lernt Amelie, deren Leidenschaft die Musik ist, Reese kennen. Er ist charmant und witzig und scheint begeistert zu sein von ihr. Von Anfang an verstehen sie sich unglaublich gut, weil sie dieselben Interessen haben: Auch Reese ist Musiker und Sänger einer Band. Die beiden kommen schnell zusammen. Eine Warnung von Hannah, der einzigen Freundin, die Amelie in ihrer neuen Heimat gefunden hat, schlägt sie in den Wind und bald bricht die Freundschaft auseinander, weil Amelie nur noch Augen und Zeit für Reese hat.
Und anfangs ist alles super. Reese ist ein Traumfreund. Er plant perfekte Dates, scheint Amelie aufrichtig zu lieben. Doch dann geht es plötzlich schnell in eine ganz andere Richtung. Reese fängt an Amelie zu ignorieren, ihr das Gefühl zu geben, dass sie "zu viel" oder "verrückt" sei. Er wird abweisend, gibt ihr die Schuld für Dinge, auf die sie keinen Einfluss hat. Sein Verhalten wird immer schlimmer, bis es in einer schrecklichen Nacht endet und die Beziehung auseinanderbricht.
Wir als Leser*innen begleiten Amelie dabei, wie sie die verschiedenen Stationen ihrer Beziehung durchläuft. Sie geht zurück an all die Orte, an denen sie wegen Reese weinen musste und wir erfahren dadurch all die kleinen perfiden Taktiken, die er benutzt hat, um sie langsam klein zu kriegen.
Das Buch wird in Rückblenden und in der Gegenwart erzählt. Das fand ich persönlich sehr ansprechend und gut, weil man dadurch sehen konnte, wie die Geschichte eigentlich einigermassen "unschuldig" begann, bis sie ihr Ende fand in Betrug und sogar einer Vergewaltigung. Gleichzeitig bekommt man durch die Gegenwartsperspektive mit, wie Amelie anfangs versucht, alleine mit dem Geschehenen umzugehen, bis sie schliesslich in Therapie kommt. Das fand ich sehr wichtig, da es zeigt, wie wichtig es ist, sich Hilfe zu holen, wenn man Hilfe braucht.
Durch Amelie als Erzählerin kann man auch quasi live mitkriegen, wie eine toxische und von Missbrauch geprägte Beziehung die Wahrnehmung trüben kann. So schwankt Amelie immer wieder hin und her zwischen Wut und Trauer und blinder Liebe. Wenn Reese sich wieder bei ihr meldet, gerät all das Schlechte plötzlich in Vergessenheit. Diese Darstellung finde ich sehr wichtig, weil sie zeigt, dass es eben nie der Fehler des Opfers ist, wenn solche Dinge geschehen. Amelie war einfach sosehr in diesem Netz aus Lügen und falschen Versprechungen gefangen, dass sie von alleine nicht mehr rauskam.
Ein weiteres grosses Plus des Buches ist, dass den vorwiegend jungen Leser*innen von Bourne gleich auch ein gesundes Beispiel einer Liebe gezeigt wird. Denn Amelie denkt auch viel über ihre Zeit mit Alfie nach und realisiert immer wie mehr, dass das, was sie miteinander hatten, wahre Liebe war.
“What is love?
Maybe it's something else. Maybe it's not what we've been told it its. Maybe it's boring words like security and safety, warmth and growth. Maybe it's the comfort of knowing someone really well and them knowing you back. Maybe it's kisses where you sometimes bump noses but you can laugh it off? Maybe it's never getting butterflies because you always know where you stand?” - Holly Bourne
Teilweise ist es sehr schwer dieses Buch zu lesen. Während der Anfang noch nicht so schlimm war und ich mich grösstenteils einfach nur ab Reese genervt habe oder wegen seinen Aktionen wütend wurde, enthielt die zweite Hälfte der Geschichte sehr viele Emotionen und schwierige Stellen. Relativ früh wird einem klar, dass mit Amelie etwas sehr Schlimmes passiert sein muss, doch als die Stelle im Buch dann wirklich kam, war es trotzdem unheimlich hart das zu lesen. Es gab auch einige Stellen, die mich zum Weinen gebracht haben, darunter Amelies Therapiestunden, welche sehr berührend und echt wirkten.
Eine der wichtigsten Stellen des Buches möchte ich hier zitieren:
"Abuse is also when your personality is attacked, not just your body. Abuse is feeling like you constantly have to walk on eggshells around the person you`re supposed to love. Abuse is being cut off from your friends, even if you could never prove it was their idea you did it. Abuse is being made to feel you`re going crazy. Abuse is being lured in with grand promises and wild declarations of love that can never be sustained. Abuse ist being pushed into doing sexual things you`re not comfortable with. That is also called rape, another word that has taken me some time to feel belongs to me. Abuse is intentionally humiliating you. Abuse is constantly blaming you for everyhting, and never them." - Holly Bourne
Ich glaube, dass dieses Buch unheimlich wichtig ist. Ich hoffe sehr, dass vor allem auch viele junge Leser*innen diese Geschichte finden, denn viel zu oft wird uns in Büchern, Filmen und Serien ein völlig falsches und krankes Bild von Liebe und Beziehungen verkauft, welches überhaupt nicht gesund ist. Dadurch dass Bourne in dieser Geschichte auch die kleinen Wege aufzeigt, in denen Amelie manipuliert wird, kann das Buch wahrscheinlich vielen Leuten die Augen öffnen.
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