Mittwoch, 8. Juli 2020

Was ich 2020 bisher gelesen habe - Kurzreviews


Die erste Hälfte des Jahres ist schon vorbei und es ist daher Zeit, einen Blick auf die Bücher zu werfen, die ich bisher gelesen habe. In den ersten sechs Monaten habe ich insgesamt fünfzig Bücher gelesen. Manche davon waren sehr gut, andere gefielen mir überhaupt nicht.

Ich würde dieses Jahr buchmässig bisher als durchschnittlich bezeichnen. Es gab wenige neu gelesene Bücher, die mich wirklich komplett überzeugten, die meisten waren einfach unterhaltsam oder okay. Ich habe für meine Verhältnisse ausserdem relativ viele Rereads.

Rereads

Bis jetzt habe ich dieses Jahr fünf Bücher zum mindestens zweiten Mal gelesen. Zwei davon sind von Becky Albertalli: "The Upside of Unrequited" und "Leah on the Offbeat". Beide haben mir auch jetzt wieder sehr gut gefallen, wobei ich sagen muss, dass mir die Protagonistin Leah nicht sehr sympathisch war. Ich kann mich leider nicht mehr erinnern, ob ich sie beim ersten Mal lesen toller fand oder nicht, insgesamt hat mir die Geschichte aber gefallen. Auch ein zweites Mal gelesen habe ich "Unsere Verlorenen Herzen" von Krystal Sutherland. Über dieses Buch habe ich vor fast drei Jahren hier eine Rezension geschrieben. Beim zweiten Mal lesen hat es mir nicht mehr ganz so gut gefallen wie beim ersten Mal, es hat mich aber immer noch gut unterhalten. 

Die letzten beiden Rereads sind einerseits eines der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe, und andererseits eines der schlechtesten. Am besten: "We Were Liars" von E. Lockhart. Genau wie beim ersten Mal Lesen musste ich auch jetzt wieder heulen und die Geschichte ist einfach so unglaublich gut aufgebaut! Am schlechtesten: "Reizende Gäste" von Sophie Kinsella. Vor Jahren habe ich dieses Buch mal gelesen. Und während ich es damals zwar nicht unbedingt herausragend fand, fühlte ich mich doch unterhalten. Als ich es jetzt wieder las, war es etwas vom Schlimmsten, was ich je gelesen habe und ich kann wirklich kaum glauben, dass es dieses Buch überhaupt gibt.



Beste Bücher

Wie bereits erwähnt, gehört "We Were Liars" definitiv zu den besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe. Auch sehr toll fand ich "Release" von Patrick Ness. Es ist eine sehr berührende Geschichte über einen schwulen Teenager, die sich in einem einzigen Tag abspielt. Eine weitere Geschichte, die sich sogar in einem noch kürzeren Zeitraum abspielt, ist "Long Way Down" von Jason Reynolds. Es geht um einen Jungen, der auf dem Weg ist, sich für den Mord an seinem grossen Bruder zu rächen. Auf der Liftfahrt nach unten begegnen ihm alte Bekannte. 

Ein Non-Fiction Buch, welches mich sehr überzeugte, war "Notes on a Nervous Planet" von Matt Haig. Er beschreibt seine Gedanken und auch Fakten zu Anxiety und Nervosität im heutigen Zeitalter. Darüber wie das hohe Tempo und die stets fortschreitende Technik sich auf unsere mentale Gesundheit auswirkt. Die Kapitel sind kurz gehalten und interessant geschrieben. 

Eines der absolut besten aber auch traurigsten Bücher: "A Little Life" von Hanya Yanagihara. Hier findet man meine ausführliche Review zu diesem Buch, welches mich absolut zerstörte. Wenn wir schon von zerstören sprechen: "History Is All You Left Me" von Adam Silvera. Check it out and be ready to cry.


Auch "Ehre" von Elif Shafak gehört zu meinen Lieblingen des Jahres. Sie schreibt über einen Ehrenmord in London und eine Vergangenheit in Istanbul und verwebt die Schicksale sehr gekonnt miteinander. 

Eine Serie, die es mir besonders angetan hat, sind die Bücher über die Montague Geschwister von Mackenzi Lee. Ich habe "The Gentleman`s Guide to Vice and Virtue" und "The Lady`s Guide to Petticoats and Piracy" geliebt! Queere Charakteren in historischen Geschichten? Yes please!

Gefallen hat mir auch "The Rules of Seeing" von Joe Heap. Es ist eine queere Liebesgeschichte, in der eine blinde Frau durch eine Operation sehen lernen kann. 

"With the Fire on High" von Elizabeth Acevedo hat nicht nur ein wunderschönes Cover, sondern ist auch inhaltlich sehr gut gelungen. Es geht um eine junge Mutter, die noch zur Schule geht und versucht, alles unter einen Hut zu kriegen.

"You Will Be Safe Here" von Damian Barr ist ein berührendes Buch über die Vergangenheit und Gegenwart in Südafrika.

Mit "Summer Bird Blue" von Akemi Dawn Bowman gibt es nun nach "Starfish" ein zweites Buch der Autorin, welches mich begeisterte. Es geht um Trauer, Familie und Freundschaft. 

Ein sehr beliebtes Buch des letzten Jahres: "Boy Swallows Universe" von Trent Dalton. Schwierig zu beschreiben, sollte aber definitiv gelesen werden.

"The Underground Railroad" von Colson Whitehead dreht sich, wie der Titel verrät, um den Underground Railroad. Eine Sklavin flüchtet mithilfe des Railroads.

"Sadie" von Courtney Summers ist eine brutale YA Geschichte. Behandelt Themen wie Kindsmissbrauch und Mord. 

"Normal People" von Sally Rooney war das zweite Buch der Autorin, welches ich gelesen habe und es hat mir sehr viel besser gefallen als "Conversations with Friends". Auch die Charakteren in "Normal People" sind etwas seltsam und nicht wirklich sympathisch, aber ich fand die Beziehungen sehr interessant und gut geschrieben.

Ich wünschte, ich hätte "Word in Deep Blue" von Cath Crowley früher gelesen. Dieses Buch war so schön und traurig gleichzeitig. Ich kann es nur empfehlen!


Schlechteste Bücher

Wie bereits erwähnt: "Reizende Gäste" von Sophie Kinsella. In meinen Augen ein schreckliches Buch mit schrecklichen Charakteren und einem schrecklichen Plot. Wo wir bei "Find Me" von André Aciman wären. Es wurde angekündigt als Fortsetzung von "Call Me By Your Name". Fairerweise muss man sagen, dass mir bereits das erste Buch nicht wirklich gefallen hat (lieber den Film schauen, der ist ein Meisterwerk). Die Fortsetzung war aber definitiv um Welten schlechter. Irgendwie scheint Aciman ein wenig zu begeistert von Beziehungen mit riesigen Altersunterschieden zu sein. Was okay wäre, wenn die Charakteren dann nicht die jungen Lover mit den eigenen Kindern vergleichen würden?!!!!


"How To Be Good" von Nick Hornby. Dieses Buch war seltsam. Und leider nicht auf eine gute Art. Ich mochte keinen einzigen Charakter, die Handlung war... interessant und insgesamt konnte es mich leider einfach gar nicht überzeugen. In die gleiche Sparte fiel auch "Gefährliche Geliebte" von Haruki Murakami.

"Something in the Water" von Catherine Steadman konnte mich überhaupt nicht überzeugen. Es ist ein Thriller, dessen Handlung aber gleichzeitig so langweilig und unrealistisch war, dass ich das Buch einfach nicht ernst nehmen konnte.


Der Rest

"Der Rest" sind die Bücher, die mich nicht begeisterten, aber auch nicht schlecht waren. Das erste dieser Bücher ist "Das Café am Rande der Welt" von John P. Strelecky. Diese Geschichte ist weltberühmt, hat mir aber nicht besonders gut gefallen. Auch "Queenie" von Candice Carty-Williams hat mich unterhalten und war interessant, gehört aber nicht zu meinen Favoriten des Jahres. 

Ein weiteres "Rest"-Buch ist "How It Feels to Float" von Helena Fox. Es behandelt das Thema Trauer und war ein gutes wenn auch nicht herausragendes Buch. Auch gut war "The Darkest Part of the Forest" von Holly Black. Es war das erste Buch von Holly Black, welches ich gelesen habe und dafür, dass ich kein grosser Fantasy-Fan bin, fand ich es wirklich spannend. 

In "This Is How We Change the Ending" von Vikki Wakefield passiert sehr vieles gleichzeitig. Vielleicht ein bisschen zu viel. Es ist ein YA Buch, welches die Geschichte eines Jugendlichen erzählt, der in armen Verhältnissen mit einem gewalttätigen Vater aufwächst. 

"Big Little Lies" von Liane Moriarty wurde als Serie verfilmt. Das Buch ist sehr spannend und ich habe konstant gerätselt, was genau geschehen ist. Es hätte aber vielleicht ein bisschen kürzer gehalten worden sein. Auch verfilmt worden ist "Beautiful Boy" von David Sheff. Hier erzählt David die Geschichte der Drogenabhängigkeit seines Sohnes und dem schwierigen und langen Weg, den seine Familie gehen musste. Ein weiteres Buch, welches verfilmt wurde, ist "The Wife" von Meg Wolitzer. Es geht um einen Autor und seine Frau und darüber, wie sie eigentlich all die Jahre seine Karriere am laufen hielt. 

"I Had Such Friends" von Meg Gatland-Veness war ein sehr trauriges Buch. In dieser YA Geschichte wird gefühlt jedes harte Thema angesprochen, welches existiert. Es ist lesenswert, gehört aber nicht zu meinen Favoriten.

Nochmals ein Liane Moriarty Buch: "Truly Madly Guilty". An und für sich eine spannende Geschichte, fühlte sich aber teilweise eher nach einem Flyer für Badesicherheit an.

"The Dangerous Art of Blending In" von Angelo Surmelis ist ein YA Buch über einen griechisch-amerikanischen Teenager, dessen Mutter gewalttätig ist und der mit seiner Sexualität am ringen ist. 

Auf "Milkman" von Anna Burns habe ich mich sehr gefreut, weil ich viel Gutes darüber gehört habe. Und insgesamt war es eigentlich auch gut. Es spielt in Nordirland im späten 20. Jahrhundert. Und es ist sehr speziell geschrieben, was mir eigentlich gefallen hat, aber irgendwie kam ich einfach nicht vorwärts bei dieser Geschichte, was etwas schade war.

"Harley in the Sky" war das erste Buch von Akemi Dawn Bowman, welches mich nicht komplett überzeugen konnte. Leider fand ich die Protagonistin ziemlich unsympathisch, der Love Interest war irgendwie langweilig und die ganzen Konflikte machten mich fast verrückt, weil sie so einfach hätten gelöst werden können.

Ein Klassiker: "The Catcher in the Rye" von J.D. Salinger. War okay, hat mich aber nicht begeistert. Auch nicht begeistern konnte mich "The Handmaid`s Tale" von Margaret Atwood. Es war ein gutes Buch, aber ich habe mir etwas mehr erhofft. 

"4321" von Paul Auster hat mir gefallen. Es war eine interessante Idee. Man hätte es aber vielleicht ein bisschen kürzer halten können.

Ein weiteres Buch, welches leider lediglich okay war, ist "We Are The Weather" von Jonathan Safran Foer. Es ist ein sehr kurzes Buch zum Klimawandel und darüber wie der Konsum tierischer Produkte dazu beiträgt. An und für sich finde ich sowohl das Thema spannend als auch den Ansatz gut, für mich spielte es aber zu sehr auf der persönlichen statt auf der sachlichen Ebene.

"Wir sind glücklich, unsere Mundwinkel zeigen in die Sternennacht wie bei Angela Merkel, wenn sie einen Handstand macht" ist eine Sammlung von Texten von Thomas Spitzer. Einige davon sind recht amüsant, insgesamt aber eher durchschnittlich.

"Das Wetter vor 15 Jahren" von Wolf Haas. Fast hätte ich dieses Buch zu den besten gezählt, die ich dieses Jahr bisher gelesen habe. Fast. Es ist sehr witzig in Interview-Form geschrieben und auf jeden Fall lesenswert.

Sehr seltsam fand ich "My Year of Rest and Relaxation" von Ottessa Moshfegh. Ich nehme mal an, dass sie die Charakteren in ihrem Buch absichtlich unsympathisch und irgendwie abstossend gemacht hat. Trotzdem hat es mir nicht wirklich gefallen über sie zu lesen. Es war eine interessante Idee, die Umsetzung hat mir aber nicht gefallen.

"So Schön" von Ronald M. Schernikau ist sehr speziell geschrieben. In diesem kurzen Buch geht es um die Liebe zwischen vier Männern und ihre Beziehungen. 

"Me" von Elton John hat mir recht gut gefallen. Es ist seine Biografie und wer sich für seine Musik interessiert, wird dieses Buch sicher mögen.

In "The Sense of an Ending" von Julian Barnes passiert gleichzeitig relativ viel und trotzdem irgendwie kaum etwas. Es geht ums Vergessen und Erinnern und darüber, wie wir in unseren Köpfen die Vergangenheit manchmal zurechtbiegen. 

"Talking to Strangers" von Malcolm Gladwell ist ein interessantes Non-Fiction-Buch. Er schreibt über unsere Interaktionen mit Fremden und darüber, was dabei schieflaufen kann. Was mich aber an diesem Buch gestört hat, ist, dass er mit seinen Theorien einige Verbrechen als Missverständnisse dargestellt hat. 

So. Das waren nun also die fünfzig Bücher, die ich in der ersten Hälfte des Jahres gelesen habe. Ich bin gespannt darauf, ob ich in den nächsten sechs Monaten mehr fünf Sterne-Bücher finden werde, oder ob dieses Lesejahr eher durchschnittlich bleibt. 

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